Hilfe den hilflosen Lehrern und Eltern aus 1996



Gedanken zur Gewalt an den Schulen aus dem Jahre 1996

HILFE den hilflosen Lehrern,
HILFE den hilflosen Eltern

Wer verwaltet die Gewalt?
Warum waltet diese Gewalt überhaupt?


Lehrer erleben sich gegenüber den deutlich zunehmenden Ausschreitungen von Schülern hilflos, wie wir immer wieder der Tagespresse entnehmen können. Lösungen werden vom Kultusministerium erwartet, Sanktionen sollen wieder schneller greifen. Der Ruf nach strafferen Erziehungsmöglichkeiten ist lauter geworden. Die Stimme im Inhalt einfach kläglich.
Ohne die Gesamtsituation zu beleuchten, wird tatsächlich geglaubt, wir könnten diese Gewaltformen durch einen deutlicheren Bestrafungskatalog eindämmen. Bei genauerem Hinsehen wird man feststellen müssen, daß das nicht der Fall sein wird. Wir können unsere Blicke in Richtung Großstädte wagen und Beispiele dieser Form von strafferen Bestrafungsmaßnahmen gegenüber Schülern in anderen Ländern beobachten. Dort werden Lehrer unter Polizeischutz ihren Unterricht tun können und auch die Selbstverteidigungskurse der Lehrer bringen nicht den gewünschten Erfolg.

Wenn diese gewalttätigen Verhaltensweisen der Schüler als Problem definiert werden, kann die Lösung nicht in der Verschiebung und Verdrängung der Gewalt liegen.
Wir müssen uns fragen, warum und wieso die Gewaltformen zugenommen haben und ständig zu eskalieren drohen, und das solange es noch geht. Wir müssen uns fragen, ob die Aggression der Jugendlichen zugenommen hat und warum sie in dieser Form kanalisiert wird.

Wir schreiben das Jahr 1996 und das ist bei einer Analyse dieser Gesamtproblematik ganz wichtig. Die Erziehung wandelt sich, so wie wir ständig im Wandel und in einer Veränderung begriffen sind. Wir haben ein sehr sehr altes Schulsystem, das der heutigen Jugend mit seinen Entwicklungsprozessen möglicherweise nicht mehr gerecht werden kann. Wir haben es mit einer totalen gesellschaftlichen Veränderung zu tun, ob wir das wahr haben wollen oder nicht.
Im Ansatz wird auch das gesehen, wenn von Ehescheidungen gesprochen wird und dabei die Kinder als die Leidtragenden identifiziert werden. Es sind aber nicht unbedingt die Scheidungskinder, die eher zur Gewalt greifen oder insgesamt aggressiver auftreten. Wir müssen genauer hinschauen und hinhören in welcher Weise wir uns selbst verändert haben. Gemeint sind damit auch wir als Eltern, Lehrer, Pastoren, Erzieher, Lehrherren, Ausbilder, Politiker und alle die einen Erziehungs- und Unterstützungsberuf erwählt haben.
"Der homo sapiens ist tot, der homo technicus lebt!"
Die von uns derzeit geschaffene technisierte Welt zieht zwischenmenschliche Veränderungen nach sich, die so niemals bedacht waren, wie es sich jetzt zeigt. Die technischen Errungenschaften zu würdigen, wird an andere Stelle genügend betrieben und muß hier in dieser Analyse nicht notwendigerweise geschehen. Wir haben gelernt uns nicht mehr vor der Technik zu fürchten, und wir haben verlernt die Natur zu respektieren. Zu großen Teilen bestimmt die Technik unser Leben. Wenn Naturkatastrophen ihren Weg bannen, erleben wir noch unsere Kleinheit.

Wenn Technikkatastrophen stattfinden, wird es uns als menschliches Versagen verkauft. Der "homo technicus" setzt andere Prioritäten. Im Zuge seiner Verwandlung kann er gar nicht mehr anders und will ja auch gar nicht anderes. Wir dürfen den Blick für Nebenwirkungen der technischen Entwicklung nicht nur in Richtung Natur und Umwelt lenken, wo diese inzwischen erkannt und auch allseits akzeptiert werden und wo auch vereinzelt versucht wird, das Konsequenzproblem in den Griff zu bekommen.

Das Leben mit Technik und durch Technik hat unsere Lebensform grundlegend geprägt. Über die Nebenwirkungen wird bei all den Vorteilen nur ungern nachgedacht -und zugegeben- einige zeigen sich auch erst bei Langzeitwirkung.

Was soll das alles mit Gewalt zu tun haben, wird sich der Leser fragen. Die gewaltige Technik und der gewaltige Fortschritt birgt in sich Gewalt, so wie es in der Sprache jahrelang zuvor und bis heute zum Ausdruck kommt, ohne es wirklich begriffen zu haben, was wir da sagen.

Der "homo soziologicus" (der Mensch als Gemeinschaftswesen) ist zum "homo technologicus" (der Mensch mit technischen Raffinessen) gemacht worden. Durch diesen Entwicklungsprozess müssen wir erst einmal geistig durchsteigen, was das in der gesamten Konsequenz bedeutet.
Die intentionale Logik, die diesen Begriffspaaren zugrunde liegen, bedarf einer kurzen Erklärung. Der "homo soziologicus" wurde von Menschen begleitet und unterstützt, die das Wort, den Logos, die Ansprache aus der Sozialität führten. Die soziale Priorität wurde aus der geschichtlichen, evolutionären Entwicklung geboren.
Der "homo technologicus" wird von Menschen dazu gemacht, die der Technik erste Priorität geben. Ihr Wort, ihr Logos, ihre Ansprache, ihre Wertung entstammt der geschichtlichen, technischen Entwicklung.
Keine Generation zuvor hat das erlebt, was die jetzt heranwachsende Generation erlebt.
Der Mensch hat die Technik erschaffen und schafft sich dadurch Sensationen -nicht Freiheit-, jetzt -und das ist das Neue- wird die gegenwärtige Generation von und durch Technik erzogen, unterstützt und begleitet. Das ganze mit riesigen Schritten, ohne daß die eigentlichen "Erzieher-Verzieher" nachvollziehen können, was da eigentlich passiert.
Wir nehmen das Obengesagte -doch eher theoretisch Formulierte- geistig auf und lassen Argumente dafür oder dagegen sprechen.

Die Berührung aber fehlt noch, insofern wollen wir den zum "Homo Technicus" gemachten Menschen in Ausschnitten seiner Entwicklung praktisch begegnen und konkret erleben:
Da wird ein kleiner Mensch in die Welt geschleudert, der von einer künstlichen Befruchtung und von Genmanipulation noch gar nichts versteht. Als schreiender Säuger wird er seiner Mutter nie wieder so nah sein können, wie im Mutterleib. Früh wird dieses Kind mit seinen keifenden Lauten, durch technische Abhöranlagen überwacht. Er kann nicht einfach für sich schreien, denn er muß gestillt werden. "Stille" ist der Ruf der Mutter in der lauten Welt. Das technisch eingesetzte Spielzeug ist oft lauter als das Kindergeschrei. Nach dem anstrengenden Arbeitstag der Eltern, wo früh Morgens dieses Bündel Kind zur Tagesmutter hinterlegt wird und es dann bei hereinbrechender Dunkelheit im Feierabendverkehr nach Hause transportiert werden muß, will auch die Mutter und der Vater endlich "Ruhe" haben.
"Es wird sich ja wohl über Tag ausgetobt haben. Die Versorgung des Bündels muß einfach gut sein, denn schließlich bezahlen wir ja auch dafür."
Also wer sagt denn, Liebe sei nicht käuflich...

Wie also bekommt man das alte schreiende ETWAS wieder still, wenn es schon zuhause ist. ...
Die technischen Errungenschaften, die Vater und Mutter sich für hartes Geld und unter harter Arbeit und Entbehrungen angeschafft haben, sind zu sensibel, als daß das Kind damit spielen könnte. Nicht so sensible technische Spielgeräte, die auch Kinder bedienen können, besorgen jetzt die Freiräume der Eltern.
Die Sorge gilt der Ruhe, wir müssen allen Ernstes für Ruhe sorgen in dieser lauten Welt.
Also schauen wir uns nicht das laute Leben an, sondern die vorbeifließenden Bilder, Lebensbilder, echte Ausschnitte aus dem Leben, projiziert auf den Bildschirm, die nun den Eltern zum hart verdienten Feierabend zur Verspannung verhelfen. Das Kind schweigt, es muß dazu schweigen, denn jegliche Ausdrucksform dieser Art verlangt nun einmal Schweigen.
"Du mußt schön ruhig sein, dann verstehst auch Du den Film."

Schwere Träume lassen das Kind nachts erwachen, es mag nicht schon wieder ruhig sein.
"Die Nacht ist so still, da muß ich doch gehört werden." ruft es innerlich zu sich selbst.
"Du bist so laut" schreit die Mutter und das Kind spürt "nur still bin ich gewollt."...

"Wieder diese Bilder aus dem TV, jetzt ist es ruhig, weil Mama oder Papa da sind , sie berühren mich leicht, es ist schön ich genieße es, diese Nähe. Ich brauche diese Nähe."
"Unser Kind schläft nur noch vor dem Fernseher ein." äußert sich behaglich die Mutter im Gespräch mit dem Fernsehmechaniker.

Es ist still geworden, es fragt nicht mehr, es schreit auch nicht mehr. Nur innerlich möchte es noch einmal schreien, aufschreien, ganz laut aufschreien.
"Aber dann gibt es auch diese Bilder nicht mehr und manchmal diese warme Hand, die mich berührt, wenn die Bilder so gruselig werden."

Die Filmhelden werden die Vorbilder und das Abenteuer beginnt immer wieder und auch auf Knopfdruck. "Die Helden sprechen zu mir. Und die Helden werden gehört, auch wenn meine Eltern mich nicht mehr hören." Derartige schleichende Gedanken und Zusammenhänge scheint es so ganz nebenbei noch wahrzunehmen. Die Helden schlagen zu, noch geschickter mit noch besseren Waffen ohne Skrupel und Gewissen im Auftrag für das Gute. Was das Gute ist, das wird schon lange nicht mehr durch den Inhalt vermittelt. Gut und Geil ist, 6 Leben zu haben und 500 Gestalten ins Jenseits befördern zu können.
"Das sind meine Vorbilder, das reizt, ich bin der Held. Die Zeit zum Leben wird bleiben, denn ich habe ja noch 5 Leben, um mich irgendwann einmal um mein Leben zu kümmern. Du bist gut, wenn Du hinterhältig bist, cool, echt kalt, mußt Du sein, immer in die Fresse, wie der Held, einige Sekunden Lebensrausch, einmal spüren, daß ich da bin, auch wenn es weh tut, mir oder den anderen."
Diese Bilder sind vor mir, Vorbilder, schließlich braucht der Mensch ja auch Vorbilder, woher soll er auch sonst wissen, wie es wirklich im Leben zugeht.

"Die eigene Stille ist nicht mehr auszuhalten, mein Walkmann gibt mir den Rhythmus vor, er animiert mich, man muß auch nicht wirklich zuhören, daß geht so nebenbei, schließlich ist es Einheitsbrei. Aber immerhin ich habe meine Ruhe, ich bin abgeschottet, so kenne ich es." Dieser Rhythmus wird vorgegeben, schließlich braucht der Mensch einen Lebensrhythmus.
"Welchen Level hast Du geschafft?"
"Echt alle durch, Wahnsinn, ziehe ich mir heute auch rein." Der Mensch muß sich schließlich beschäftigen und Konkurrenz üben. Diese Spiele fördern die Kommunikation und das Reaktionsvermögen. Auch das unsinnigste Spiel kann doch noch als etwas Intelligentes verkauft werden, bei soviel Unsensibilität.

"Gut gesteilt, eingepackt, mein Kind soll Marken tragen, niemand soll sagen, ich würde mich nicht um meine Kinder kümmern. Ein eingepackter Held ist schließlich etwas ganz besonderes." Schließlich muß man sich doch um sein Kind kümmern. "Was diese Kinder durchmachen müßten, wenn sie mit einfacher Kleidung zur Schule gingen, wäre ja nicht auszudenken.... Nein so etwas muß ich meinem Kind ersparen." erklärt die duftende und etwas maskierte Mutter der Verkäuferin, die skeptisch ihren Scheck entgegen nimmt.
Also machen Kleidung doch Leute? Sie spart und geht arbeiten, um ihre Kinder als Helden zu sehen, ein schönes Motiv. ..."

Ausschnitte aus früher Kindheit bis kurz nach Schuleintritt, winzige Ausschnitte aus dem Jahr 1996 bis zum 5 oder 8 Lebensjahren eines Kindes.
Überforderte Eltern, die dem Kind keine Chance zum wilden natürlichen Leben geben. Zuhause muß es ruhig sein, gestillt werden. Das Kind wird durch technische Geräte laut zur Stille gerufen mit brutalen Bildern, die nur durch Abhärtung, nur in cooler Verfassung noch zu ertragen sind. Dabei muß gegessen und genascht werden, der Magen muß schließlich etwas verarbeiten und verdauen. Daß die kleine Seele den Inhalt verdauen muß, ist nicht wesentlich.

Die Eltern nehmen weder ihre Selbstfürsorgepflicht noch die Kindersorgfaltspflicht wahr.
Es gibt keine Sorgen und keine Pflichten, eben nur die Sorgen um... So wird der eigene Konflikt verdrängt. Die konfliktunfähigen Eltern lassen keine Konflikte mehr zu. Sie erleben in sich selbst nicht mehr die aufschreiende Seele, wie sollten sie da die schreiende Seele des Kindes hören. Aus dem Motiv des Ruhe-haben-wollens der Eltern erwächst die Tat des Überhörens ihrer Kinder, wodurch die Kinder nicht mehr hören lernen. Wer nicht mehr hört, hat aufgehört zu glauben, daß Gehorsam auch gut sein kann.
"Der Same des Gehörten kann nicht mehr reifen und zur Entfaltung kommen." Wer nicht und niemals gehört wird, kann auch nicht zu hören. Wer nicht hinhört kann auch nicht verstehen, kann auch darum nicht streiten, nicht Konflikte benennen und auch keine Lösungen suchen.
Der Held im Film steht auch allein, er hat niemanden mit dem er reden kann, er macht sich allein gegen den Rest der Welt auf. Bevor der Konflikt erkannt wird, schlägt er schon los, keine Analyse der Problematik, er kämpft und schlägt zu. Er ist nicht mehr zu übersehen. Die Dialoge derartiger Filme sind eine mittlere Katastrophe, ohne Niveau und so nichts sagend, wie im realen Leben, so daß sie nicht einmal mehr als störend oder gar unpassend erlebt werden. Zwischendurch und das ist wichtig, eine vorgegaukelte Welt der Werbung, gerade an der Stelle, wo man möglicherweise berührt werden könnte, vielleicht auch so gar mal in trauriger Stimmung angerührt, da wird Dir ekeliges Katzenfleisch als schönsten Gänsebraten vor die Augen gezaubert, mit einer Gefühlsmischung, wo man als Kind lieber Katze sein möchte, als dieser einsame Mensch. Und dann ist es Zeit, wo der Magen etwas zu tun haben will, denn die Unruhegefühle wollen wieder einmal gestillt werden. Dann tritt der Held wieder in Erscheinung genauso blutverschmiert wie vorher, er hat sich erholt und die kleine Seele sitzt ganz verstört vor diesen Bildern.
"Es berührt mich zu sehr, also cool durch. Denn daß die Eltern nicht da sind, tut ja auch weh."

Konflikte, so wird es von den Helden vorgelebt, werden und müssen gewaltsam gelöst werden, auch wenn alles im Film nur technische Raffinessen sind und nicht ein Darsteller dabei zu schaden kommt. "Es ist ja nur ein Film" so wird es gerechtfertigt und gedreht, um die Stimmung wieder stimmig werden zu lassen.
Das aber realisiert ein kindliches Gehirn noch nicht!
Das Vorbild im Film, im PC-Spiel, die Eltern, die Lehrer alle verweigern sie eine Konfliktbereitschaft. Was sollen denn da die Kinder anderes erlernen, als draufhauen und weg....

Wie soll denn so ein kleines Gehirn diese Informationen verarbeiten, wo da auch niemand ist, der mit ihnen darüber spricht. Das darüber sprechen wäre ja auch nicht notwendig, wenn es diese Dinge nicht gäbe. Aber es gibt sie nun einmal und die Kinder füllen ihr Gehirn mit diesen Dingen, weil es Eltern gibt, die das zu lassen.
"Sie lassen sie allein in dieser Welt und mit dieser Welt, denn es ist nicht von ihrer Welt."
Werden wir folgend noch konkreter.
Die Lehrer erfüllen ihren Bildungsauftrag, den sie durch das Kultusministerium erhalten, also als gesellschaftliche Verpflichtung. Was aber bildet wird dem Kultusministerium immer unklarer. Es werden Lehrpläne aufgestellt, die die Lehrer mit ihren Schülern zu erfüllen haben. Da ist kein Platz für ...

Wenn Bildung wirkend gewollt ist, dann muß auch Platz dafür sein, daß Bildung möglich wird, sonst stimmt das Bild nicht mehr. Wir müssen uns klar machen, Wirtschaft und Politik bestimmen weitgehend unser Leben, insofern wird auch unsere Bildung vorwiegend durch die Vertreter dieser Richtungen bestimmt. Der Bildungsplan ist inhaltlich durch und durch politisch, wirtschaftlich und technisch. Wo wird das soziale Gemeinschaftsgefühl unterricht, wo wird soziale Kompetenz trainiert. Es werden Vorgaben gemacht, die es zu erfüllen gibt, wie bei Maschinen. Die Grundorientierung der Bildungsvorgaben unterliegt technischem Grundverständnis und ist nicht an einem sich in Entwicklung befindenden Menschen orientiert. Die Untertöne der Pädagogik sind lediglich Beiwerk. Wenn deutlich zunehmend das Bildungssystem nicht funktioniert, muß die Frage aufgeworfen werden dürfen, woran das liegt.

Neben der quälenden Bildungsvermittlung der Lehrer, bestreiten auch sie immer wieder ihren Einfluß auf die Schüler. Einige verweigern ihre Einflußnahme, auch sie wollen keine Konflikte, nicht mit den Eltern und nicht mit den Schülern. Mit Lehrerkollegen wird der Austausch auch weniger gesucht. Jeder hat so seine Möglichkeit gefunden durchzukommen.

Wer hat denn nun den Erziehungsauftrag, oder genauer den Unterstützungsauftrag? Wenn doch Eltern offensichtlich sich weigern ihre Kinder zu begleiten, warum verweigern dann Pädagogen diese Begleitung. Sollten sie wirklich zu der Erkenntnis vorgedrungen sein, daß Begleitung nicht gewollt ist. Oder sind sich hier die Lehrer und die Eltern inzwischen so ähnlich geworden, daß auch sie ihre "Ruhe" haben wollen.

Sie werden keine Ruhe finden, wenn ihre Schützlinge keine wirkliche Ruhe erfahren. Kinder sind sensibel und vom Wesen her, werden sie keine Ruhe geben, solange bis die Eltern und Lehrer wieder bereit sein werden, sie mit Hingabe zu begleiten.
Mütter werden in Berufe gedrängt. Nur- Hausfrauund Mutter darf heute nicht mehr sein. Die Erfüllung hat im Beruf zu liegen. "Muttersein ist kein Beruf." Die Mutter Erde wird nicht mehr geschätzt, warum also das Wesen einer Mutter schätzen.

Familienminister fordern attraktivere Berufsmöglichkeiten für Mütter, damit sie schneller von ihren Kindern weg aber hin zu Geld kommen. Mehr Geld bringt zwar Mehrwert, aber hat keinen Wert. Die Mütter befinden sich genauso in einer Identitätskrise, wie eine Vielzahl ihrer Kinder, die sich ebenso fragen "warum bin ich nicht gewollt". Und viele Männer sind nicht mehr männlich und werden ihrer Vaterrolle nicht mehr gerecht, weil sie sich vor ihren eigenen Vätern gefürchtet haben.

Wenn also Lehrer nicht mehr begleiten, erziehen und unterstützen, die aber in der Summe mehr Zeit mit den Kindern verbringen, als ihre Eltern, wer soll das denn dann übernehmen. Der Ruf nach Psychologen und Sozialarbeitern an den Schulen ist groß geworden. Wird allen Ernstes geglaubt, daß dadurch die Problematik gelöst werden kann. Der Berufsstand würde sich freuen, die Legitimation bescheinigt vom Staat. Staatlich anerkannter Sozialarbeiter, bezahlt vom Staat, der die Nebenwirkungen dieser stattlichen Lebensweise, gefördert durch den Staat, von staatswegen aufzufangen hat.
Wenn diesen sozialen Arbeitern das Auffangen der Nebenwirkungen nicht gelingen sollte, übernimmt freundlicher Weise das Justizministerium die kostspielige Angelegenheit, und je nach Auffälligkeit auch das Gesundheitswesen. Das heißt dann Resozialisierung und Therapie.
Das ist eine gewisse Form der Kanalisierung. Unter Aufsicht erlernt der Betroffene dann von "Lehrern" seine Gedanken und Verhaltensweisen auf bestimmte gesellschaftliche Regeln abzustimmen. Diese Resozialisierungszentren nannte man früher Gefängnis oder auch Knast.
Es wird also deutlich, daß finanziell immer gut gesorgt ist für die Schüler und Jugendlichen, die nicht rechtzeitig gehört worden sind.

Wenn Mütter und Väter, Lehrer und Pastoren mit der zunehmenden Gewalt der Jugendlichen überfordert sind, dann müssen wir auch bei uns selbst schauen. Den Eltern muß gesagt werden, daß sie sich vor ihrer Aufgabe zur Begleitung und Unterstützung ihrer Kinder nicht länger drücken können. Und wenn sie sich mit dieser Aufgabe überfordert sehen, dann sollte staatlicher Weise hier Nachhilfeunterricht –Elternunterricht- angeboten werden. Die pädagogischen und psychologischen Erkenntnisse, wie auch Personen, die diesen Unterricht geben können, befinden sich in diesem Staat. Allerdings, und das ist richtig, das kostet Geld. Aber an der richtigen Stelle investiert, ersparrt auch dem Staat viele Kosten.

Den Lehrern muß gesagt werden, daß sie sich nicht länger hinter ihrem Bildungsauftrag verstecken dürfen. Sie müssen die Chance ergreifen und lernen den Jugendlichen zu treffen, zu berühren, bevor er seine Vorbilder auslebt. Er muß sie dort antreffen, wo sie zuhause sind, wirklich zuhause und auch in seinem Innersten zuhause. Sie dürfen auch mutiger werden gegenüber den Eltern, sie dürfen auch von den Eltern fordern. Denn nur wer fordert wird auch gefördert. Sie dürfen den Bildungsplan, bei der gegenwärtigen Sachlage, so gar nicht mehr hinnehmen. Verweigern sie nicht länger die Auseinandersetzung mit dem Kultusministerium. Sie arbeiten an der Basis. Sie wissen, was den Schülern fehlt. Sie können es einschätzen, was wirklich mit den Schülern los ist, wenn sie sich darauf einlassen. Holen sie sich die Unterstützung, die sie brauchen, so wie es jedes Wirtschaftsunternehmen macht, erweitern sie ihr "know how". Lernen sie im Team zu arbeiten. Gehen sie innovativ vor. Wir brauchen keine neuen Schulen, wir brauchen bereitwillige Lehrer, die mutig ihren gesunden Menschenverstand einsetzen, dann kann Bildung wieder Spaß machen.
Schule hat sehr viel mit Leben zu tun, mit Körper, Geist und Seele.
Faktisch müssen wir bereit werden uns zu verdeutlichen, was uns geschieht. Es ist uns der "homo technologicus" geboren. Wir werden mit Menschen zusammenleben und das Leben auf unseren Planeten mit ausdrücklich technisch denkenden Menschen gestalten. In der wesenhaften Entwicklung werden soziale und naturverbundene Erfahrungen immer weniger. Für den Lebensprozeß wird das Wirkungen zeigen, die heute überhaupt noch nicht absehbar sind.

Wenn in der persönlichen Entwicklung eines Kindes eine realistische Lebensüberprüfung fehlt, sprich persönliche Erfahrungen in sozialen Begegnungen mit allen natürlichen Auseinandersetzungen und auch Grenzsetzungen ausbleiben, sondern stattdessen eine passive TV-action Berieselung, eine aktive PC-action Begegnung betreiben wird, haben wir es bei diesen Kindern nicht nur mehr mit irgendwelchen Nebenwirkungen und Begleiterscheinungen zu tun, die wir aushalten oder in Kauf nehmen müssen. Hier geht es um Gehirnprogrammierungen.
Das Kind erlernt durch diese Erfahrungen, wie das Leben scheinbar funktioniert. Die kleinen Gehirnzellen unserer Kinder sind zur Differenzierung ihrer eigenen Lebensweise noch gar nicht fähig. Diese TV und PC-Programme programmieren das Gehirn unserer Kinder. Einstellungen und Lebensweisen werden dort gespeichert und bei Bedarf abgerufen. Der kleine Held in Aktion tritt in Aktion.

"Alle wundern sich, daß dieser kleine Mensch zu solchen Aktionen fähig ist, wo er doch zuhause immer so ruhig war, er fiel überhaupt nicht auf und auch das war nicht auffällig, denn er störte ja auch nicht."

Wir fragten und suchten die Ursachen (die erste Sache) für diese zunehmende Gewalt. Das mag durch diese Betrachtungsweise einigermaßen deutlich geworden sein. 
Im Fazit bleibt:
Die technischen Errungenschaften werden von Menschen genutzt, sie finden sich in einer technisierten Welt und ihr Befinden ist "gestresst". Im übrigen ist Stress ein Begriff aus der Technik, der als ein Maß für technische Haltbarkeit diente. Die Technik bestimmt ihr Leben, das Arbeitstempo wird durch die Maschinen vorgegeben, sie werden programmiert, ohne daß sie es noch selbst bemerken. Weiterhin werden die Kinder der technisierten Welt überlassen, ohne ein Bewußtsein darüber zu haben, was da genau geschieht. Diese Programme bewirken eine Entspannung, ein spannendes Familienleben wird es nicht mehr geben. In allen Bereichen sinkt die Konfliktbereitschaft, und auf der anderen Seite nehmen die Konflikte überall zu. Um die Technik ins Haus zu holen, muß Geld beschafft werden, also gehen die Mütter arbeiten. Die Technik macht es möglich.

Endlich gewinnen auch die Mütter eine neue Aufgabe, denn wer will schon Nur-Mutter und Nur-Hausfrau sein. Die Väter verstecken sich hinter ihren gestressten Berufsleben und die Kinder verstecken sich hinter ihren elektronischen Spielgefährten. Die Programmierung läuft auf Hochtouren zum Wohle der Menschheit.
Nach den vielen verzweifelten Erziehungsversuchen auch in den vergangenen Jahrzehnten, die auch nichts einbrachten, wird Erziehung, Begleitung und Unterstützung verweigert. Wenn zugegeben werden könnte, daß sich die Eltern überfordert fühlten, könnte auch offen über Wege nachgedacht werden, aber man muß ja arbeiten gehen. Da bleibt auch nicht mehr viel Zeit, um über diese Dinge nachdenken zu müssen.
Wenn wir unserer Kinder nicht als "homo technologicus" an die Welt verlieren wollen, wenn wir sie nicht der Technik opfern wollen, wie einst Abraham seinen Sohn an Gott, dann müssen wir noch ein wenig intensiver fragen. Wir müssen uns als menschliche Wesen verstehen und begreifen, wie wir zu dem werden, was wir werden.
Mit dem heutigen Wissen der Entwicklungspsychologie und der Gehirnphysiologie müßte das TV-Programm als auch die zur Verfügung stehenden PC-Spiele anders aussehen. Um das zu verändern bedarf es allerdings eine Konfliktbereitschaft und ein Bereitsein sich als mündiger und verantwortungsbewußter Mensch einzusetzen. Eine Verweigerung bestimmter Fernsehprogramme und Filme würde den Anbietern deutlich machen, daß dies nicht gewollt ist.

Den Kindern gegenüber ein Verbot bezüglich bestimmter Filme auszusprechen ist Gebot. Unsere Botschaft zu schweigen ist auch eine Botschaft. Weiterhin würde das bedeuten, daß sich möglicherweise auch die Eltern über ihren Fernsehkonsum und über ihre Fernsehabhängigkeit (inbegriffen das ganze Videospektakel) bewußter werden müßten. Eine Fernsehfreiheit würde sie in die Langeweile führen, aus der sie ihre Lebensmöglichkeiten neu erfinden könnten.

Die PC-Software müßte bei gegenwärtiger Nachfrage sehr viel stärker zensiert werden. Es ist die Pflicht der Eltern, diese Spiele zu kennen und auch den PC aufzuräumen. Filme und Spiele sollten stärker durch Diplom-Psychologen kommentiert werden, und die Nebenwirkungen und Risiken des jeweiligen Inhalts auch altersspezifisch aufzeigen.

Wenn das gewollt ist, wenn wir als Gesellschaft weniger Gewalt wollen, dann müssen wir bereit sein uns auch weniger Gewalt ins Haus zu holen. Diese Vorschläge sind alle nicht neu, und ich bin da auch eher skeptisch, daß diese überhaupt umgesetzt werden. Denn schließlich werden damit Milliarden verdient, und auch der Staat verdient durch seine Steuern daran.
So müssen wir uns fragen, was wir denn außer hilflosem Beklagen und hilfloses Erkennen noch tun können. Gegenüber Gewalt sind wir immer machtlos, wenn wir Gewalt walten lassen.

Wir sind nicht ohne Macht, wir sind nicht wirklich ohnmächtig. Also was können wir machen: Eltern sollen sich zusammenschließen und über die Erziehung bzw. Unterstützung ihrer Kinder nachdenken und sich austauschen. Das kann ganz zwanglos in der Nachbarschaft geschehen oder über VHS-Kurse. Familien können sich zusammentun und Gesellschaftsspiele zaubern, sie können den Wald erobern und wildes Leben spielen... .
Eltern dürfen mit sich selbst und auch mit den Kindern wieder Konflikte haben, das heißt sie müssen lernen einander zu zuhören und zu diskutieren, so schulen sie einen anderen Geist.

Lehrer sollten sich mehr austauschen mit den Kollegen, als auch mit den Eltern und mit den betroffenen Kindern und Jugendlichen. Sie müssen gemeinsam über neue Wege der Begegnung nachdenken. Sie dürfen konfliktbereiter werden, denn hier liegt ein riesiger Konflikt vor. Sie sollten darauf hinarbeiten, daß der Bildungsplan lebendiger und für die heranwachsenden Kinder und Jugendlichen betreffend gestaltet wird.

Wir alle sollten lernen die Sprache der Kinder und Jugendlichen genauer zu verstehen. Sie schreien nach Gehör und rufen gewaltige Worte, die sie selbst so nicht einmal verstehen. Die Sprachbildung hinterläßt ebenso ein Bild, eine Vorstellung von der Wirklichkeit und ein zukünftiges Handeln. Denn hinter der Sprache entdecken wir den jeweiligen Denkstil. Das heißt auch Denken fördern, und wir dürfen auch fordern, daß unsere Kinder sprachlich gefördert werden.
"Du bildest die Sprache, und die Sprache zieht Dich dahin zurück, wohin Du die Worte geschleudert hast. Wo also willst Du jetzt hin?"

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